Als Edward Elgar 1857 in einem kleinen Dorf in der englischen Grafschaft Worcestershire geboren wurde, war keineswegs abzusehen, dass er eines Tages durch den britischen König zum Sir geadelt werden würde. Die Familie seines Vaters, eines Klavierstimmers und Musikalienhändlers, war keineswegs mit Reichtümern gesegnet, und Elgar brachte sich das Komponieren über weite Strecken selbst bei (für den begehrten Studienaufenthalt auf dem Kontinent, in Leipzig, reichte das Geld nicht). Erst als Elgar 1889 seine Klavierschülerin Alice heiratete, deren Familie besseren Kreisen angehörte, begann ein gesellschaftlicher Aufstieg, der auch seiner Komponistenkarriere förderlich war. In den 1890er Jahren machte er u.a. mit großformatigen Werken für Chor und Orchester von sich reden; 1899 errangen dann seine Enigma-Variationen op. 36 einen Sensationserfolg. Ein wirklicher ‚Schlager‘, den man noch heute weltweit kennt, wurde allerdings erst eine Melodie, die Elgar 1901 in seinem seiner schmissigen Orchestermärsche verwendete; versehen mit dem Text Land of Hope and Glory wurde sie zu einer Art inoffizieller Nationalhymne Großbritanniens. Spätestens seit dem Erfolg dieses umwerfenden ‚Hits‘ galt Elgar als musikalisches Aushängeschild des britischen Empire. Noch heute wird sein Pomp and Circumstance March Nr. 1, aus dessen Trio das Thema stammt, traditionell bei der von der BBC veranstalteten Last Night of the Proms aufgeführt. Das Publikum singt die einschlägig bekannte Melodie stets mit, auf den Text Land of Hope and Glory. 1 Nach dem I. Weltkrieg wurde es wieder stiller um den Komponisten Elgar. Sein Bild in der Öffentlichkeit war stark mit dem Image des imperialistischen Empires verbunden; so wie dieses an triumphalem Glanz verloren hatte, schwand auch seine Reputation als Komponist. Der insgesamt eher ‚sachliche‘ Stil der 1920er Jahre vertrug sich kaum noch mit dem aufrichtigen Pathos von Elgars monumentalen Orchesterpartituren. Seine Musik begann, ‚aus der Mode‘ zu geraten. Doch auch in dieser späteren Periode entstanden noch Meisterwerke von höchstem Rang, darunter das Konzert für Violoncello und Orchester op. 85, das v.a. in der späteren Interpretation durch die Cellistin Jacqueline du Pré bekannt wurde.2 Das heutige Konzertpublikum kommt hierzulande mit Elgars Werken eher selten in Kontakt. Ihre manchmal demonstrative ‚Gewichtigkeit‘ sagt nicht jedermann zu. Dennoch bieten seine Werke unübersehbare Qualitäten, die gerade auch ein junges Publikum anzusprechen vermögen. Dazu gehören ihre unmittelbar packende Emotionalität, eine virtuose, klangfarbenreiche Orchesterbehandlung und, nicht zuletzt, ein pfiffiger, very british anmutender Humor. Es lohnt sich also, jungen Hörern den Zugang zu Elgars Musik zu ermöglichen – wenn die folgenden Seiten dabei eine Hilfe sein können, ist ihr Zweck erfüllt.